
Eröffnung der Fotoausstellung von Sanja Tošić: Zusammenflüsse
Platz: Galerija kvART
Zeit: 19:00
Freier Eintritt
Sanja Tošić ist eine erfahrene Fotografin, die in diesem Ausstellungsprojekt mit der Verschmelzung und Überlagerung von menschlichen und tierischen Bildern spielt und ähnliche Entitäten oder Charakteristika offenlegt, die in den fotografischen Bildern reflektiert werden. Sie betont, dass ihre Arbeit über das bloße Einfangen und Ausdrücken von Bildern durch das Medium Fotografie hinausgeht; es handelt sich um eine Art visuelle Semiotik – das Erkennen von Ikonizität und Symbolik in den spiegelbildlichen Zeichen von Mensch und Tier sowie die Offenlegung unsichtbarer, aber kraftvoller Verbindungen zwischen der Tierwelt und der menschlichen Welt. Tiere werden nicht nur als Begleiter des Menschen dargestellt, sondern auch als "Symbole verborgener Schichten des Menschen, Spiegelbild ungezähmter Gefühle, Instinkte und archetypischer Energien, die unter der Oberfläche des alltäglichen Menschseins verborgen liegen" (Sanja Tošić). Die Künstlerin beschreibt ihre Arbeit als "eine Erforschung unserer eigenen inneren Natur, bei der Tiere als Erweiterung der menschlichen Erfahrung fungieren, aber auch als Warnung, dass wir viele Naturen in uns tragen – einige sanft und vertraut, andere wild und unberechenbar" (Sanja Tošić).
Die metaphorische Überlagerung von menschlichen und tierischen Eigenschaften und Bildern ist seit jeher in der Volkskultur präsent, insbesondere in der mündlichen Überlieferung und in Volksmärchen. Dies zeigt sich in vielen Fabeln, in denen Tiere Träger menschlicher Eigenschaften, Emotionen und Handlungen sind. In solchen Geschichten sind die Beziehungen oft einseitig – zum Beispiel verwandelt sich ein Tier in einer Fabel leicht in eine menschliche Gestalt, während der Mensch selten in der Rolle eines Trägers tierischer Eigenschaften oder Bilder zu finden ist. Am häufigsten geschieht dies, wenn ein Prinz durch einen Zauber in eine schreckliche, traurige Bestie oder in einen listigen Frosch verwandelt wird. Die menschlichen Eigenschaften, die von Tieren verkörpert werden, dominieren stets; das Tier verhält sich wie ein Mensch, und der Mensch – selbst wenn er in ein Tier verwandelt wird – behält dennoch seinen menschlichen Status. Dies erinnert uns an die historische Unsichtbarkeit und das Leugnen von Tieren als autonome, fühlende und emotionale Subjekte mit eigenen Charakteristiken. Menschen schreiben Tieren subjektiv Eigenschaften zu und determinieren sie dadurch. Es stellt sich die Frage, inwieweit es uns Menschen möglich ist, die Bilder von Tieren zu entschlüsseln, oder inwieweit wir in anthropozentrischen Denkweisen verharren und unsere eigenen emotionalen und sinnlichen Zustände auf die Tierwelt projizieren.
In Sanjas Fotokompositionen erleben wir hingegen einen wechselseitigeren Metamorphoseprozess. Ein Papagei verschmilzt mit einer rothaarigen Frau auf ähnliche Weise, wie die Frau mit dem Papagei verschmilzt. Die verschiedenen Bilder drücken ähnliche Charakteristiken oder Symboliken aus, die die Künstlerin eingefangen und hervorgehoben hat. Im Vergleich zur Metaphorik in Geschichten oder Illustrationen wirkt die Fotografie plastischer, lebendiger und überzeugender. Die Werke der Künstlerin zeigen in jedem Fall durchdachte Kombinationen und eine formale Vollkommenheit, mit der die Künstlerin sensorische Welten so miteinander verbindet, dass beide dargestellten Entitäten hervorgehoben werden und eine Art gemeinsames sensorisches Wesen und Verbindung zum Ausdruck bringen.
Die Künstlerin wurde für einige der ausgestellten Werke mehrfach ausgezeichnet, was zeigt, dass für diese Art der Fotografie nicht nur eine erfahrene fotografische Hand und technologische Ausstattung erforderlich sind, sondern auch Feinfühligkeit, das Erkennen der Hintergründe von Bildern, emotionaler Zustände und Charakteristiken. Dies hebt die Fotografin zu einer Künstlerin empor, die mit ihrem unverwechselbaren Stil und ihren ausdrucksstarken Fähigkeiten in die Welt der Bilder eintaucht.
Text: Tanja Plešivčnik Zelenko
Veranstalter: ART KUHA, Brutstätte für künstlerische und nachhaltige Praktiken, und KVART in Zusammenarbeit mit CKŠP Izola